Definition “liberal”

dem Einzelnen wenige Einschränkungen auferlegend, die Selbstverantwortung des Individuums unterstützend; freiheitlich

Somit hatten die beiden eine Mitfahrgelegenheit.

Am nächsten Tag zeigte der Wetterbericht, dass Slowenien wohl eher rausfallen würde, denn ich hatte wenig Lust, mich bei 11 Grad und Regen an einen Fluss in den Bergen zu setzen. Ich teilte den beiden mit, dass ich somit bis freitags im Val Vidal bleiben und dann so langsam hoch gondeln würde und wir es somit schaffen sollten, samstags in München zu sein, damit sie ihre Mitfahrgelegenheit heim kriegen könnten. Dabei fragte ich sie, wo sie denn eigentlich wohnen würden und sie meinten Köln. Ich musste lachen, denn der Geburtstag war an der Mosel, also schlug ich ihnen vor, sie mitzunehmen und sie in Boppard am Bahnhof rauszulassen, von da könnten sie mit dem Zug nach Köln fahren, allerdings gäbe es da noch irgendwo eine Zwischenübernachtung irgendwo in Bayern. Sie stimmten zu und wir wurden uns über die Bezahlung einig (Abendessen in einem Restaurant für mich und CP einer Zwischenübernachtung auf ihre Rechnung).

Am nächsten Tag schlug das Wetter um und es sollte die nächsten Tage auch regnerisch werden. Wir beschlossen gemeinschaftlich, uns schon donnerstags auf den Heimweg zu machen. 

Zoran, seine Frau und ich verbrachten den letzten Abend mit Lachen, Lebensgeschichten, Essen und Bier und am nächsten Tag verabschiedeten wir uns mit viel Tam Tam. Ich mochte diesen Platz so sehr und es war einfach klar, dass ich wieder kommen würde.

Wir drei hatten uns überlegt, an den Chiemsee zu fahren. Wir waren alle noch nie da, also warum nicht ans bayerische Meer? Die Fahrt verlief sehr entspannt, wir philosophierten über das Leben, die Liebe und das Reisen, mal schliefen sie, mal lachten wir, mal wurde einfach nur geschwiegen. 

Wir waren nicht nur die Coolsten, sondern auch definitiv die Langsamsten auf der Tauernautobahn, aber Herr Joplin machte seine Sache großartig und packte jeden einzelnen der unzähligen Höhenmeter mit seiner brummenden Würde. 

Zumindest das Wetter wurde in Österreich von Kilometer zu Kilometer besser und als wir am Chiemsee ankamen war es traumhaft schön. 

Wir ergatterten den letzten Platz auf einem CP direkt am See und die anderen Camper konnten ihr Gaffen kaum verbergen als sie den alternden bräsigen Kerl mit den beiden jungen hübschen Mädels sahen, wie sie sich auf ihrem Stellplatz mit Zelt und allem einrichteten. 

Die Pizza im Restaurant des Stellplatzes war ok und die zwei schnatterten und turtelten miteinander, wie Teenies bei ihrem ersten Date. Ich musste mich schon echt wundern, denn man konnte förmlich spüren, wie unsere Mitcamper sich nervös den Kopf zerbrachen, wer wohl zu wem gehörte und wie es zu dieser Konstellation gekommen war und ob etwa diese beiden jungen Frauen ein Paar sind….

Deutschland im Jahre 2018…ein Hoch auf die Offenheit, den Liberalismus und die sexuelle Freiheit….IRONIE OFF!

Schon aus Provokation beschlossen wir noch am ersten Abend, eine Nacht zu verlängern, denn der wirklich schöne CP konnte ja nichts für seine bescheuerten Bewohner.

Wir genossen den Tag und das grandiose Wetter. Den Steg ins Meer nahmen wir in Beschlag, sonnten uns, damit wir noch ein bissl Sonnenbräune zum angeben abbekamen, chillten, quatschten, lachten, gingen SUPen. Es war wirklich toll auf dem Board zu stehen, während die Sonne langsam hinter den Bergen verschwand. 

Das Einpacken und Verstauen der Sachen lief routiniert ab. Wir winkten allen nochmal zum Abschied (im Geiste mit dem ausgestreckten Mittelfinger) und machten uns auf den Weg. Die Fahrt verlief unspektakulär. Vor Stuttgart kamen wir in einen Stau und standen gut 5 Minuten mit Blick auf das Bürogebäude in dem ich arbeitete. Mir lief ein kalter Schauder über den Rücken und ich beschloss in diesem Moment, meinen Urlaub ein paar Tage zu verlängern. Nach Stuttgart war die Autobahn frei. Ich setzte die Zwei in Boppard am Bahnhof ab und so verpeilt wie sie waren, vergaßen sie ihr Zelt, welches die letzten Wochen ihr Dach über dem Kopf war in Herrn Joplin.

Die Überraschung gelang tatsächlich und es wurde ein wirklich schöner Geburtstag mit gutem Essen und ebenso gutem Bier!

Die restlichen paar Urlaubstage verbrachte ich mit SUPen und Landpaddling am Leoner See.

Learnings aus diesem Roadtrip: 

  • Folge Deinem Gefühl. 
  • Bleibe, wenn es Dir gut geht
  • Genieße den Moment
  • Scheiß drauf, was andere denken 
  • Weder die Soca, noch die Adria Magistrale laufen weg