Definition “Kälte”
Physikalisch- Abwesenheit von Wärme
 
 
 
Irgendwann geht jede schöne Zeit einmal zu Ende und auch mein Roadtrip sollte so langsam in Richtung Heimat gehen.
 
 
Ich hatte mir überlegt, dass ich die 1200 KM heim in 3 Etappen fahren wollte und mir bei Maps grob angeschaut, welches meine Etappenziele sein könnten und dort entsprechende Stellplätze rausgesucht.
 
 
Nachdem ich mich von den englischen Pärchen verabschiedet hatte, machte ich Bernd reisefertig und tuckerte los. Wild entschlossen jede französische Mautstraße zu vermeiden. Das Trauma saß noch zu tief!
 
 
Ich kann nicht behaupten, dass ich in großartiger Stimmung war, schließlich ging führte mich mein Weg vom Meer weg in Richtung Alltag.
 
 
Hatte ich schon erwähnt, dass ich keinerlei Kenntnisse über die geographischen Gegebenheiten in Frankreich besaß? Frankreich hatte mich nie interessiert und irgendwie war es ein Zufall, dass ich so lange und viel in Frankreich unterwegs war.
 
 
Ich hatte jedenfalls keinen Schimmer in welchen Regionen meine Etappenziele auf dem Heimweg lagen. Ich suchte die Stellplätze nach Bewertung aus und fertig. Auf die Idee nochmal auf einen CP zu gehen, wäre ich zu diesem Zeitpunkt nie gekommen.
 
 
Die Fahrt zu meinem ersten Etappenziel zog sich wie Kaugummi aber letztendlich kam ich am späten Nachmittag an. Es war sonnig, kaum eine Wolke am Himmel, aber als ich ausstieg dachte: Autsch, schon was frisch hier!
 
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Spätestens jetzt hätte ich realisieren müssen, dass es eine Scheißidee war, sich auf einen Stellplatz ohne Strom zu stellen, wenn man nur eine Elektrothermoheizung hat. Aber nein, ich ging in meinem Tran erstmal was essen und ein Weinchen trinken.
 
 
Abends kehrte ich zurück zu Bernd und so langsam dämmerte es mir, dass es kalt war und noch kälter werden würde. Zu einem anderen Platz zu fahren war keine Option mehr, da ich zwei Wein und ein Bier getrunken hatte und es nicht mehr so sehr früh war. Also zog ich mir was dickeres an, kroch in meinen fantastisch leichten Sommerschlafsack und schaute mir auf dem Computer irgendeinen Film an, den ich auf einem Stick gefunden hatte. Irgendwann schlief ich ein.
 
 
Bis dahin war noch alles ok, unschön wurde es erst, als ich morgens zitternd aufwachte. Verdammte Sche… war das kalt! Sämtliche Scheiben waren von innen gefroren! Ich kroch aus dem Bett, stellte Wasser auf, machte die andere Herdstelle als Heizung ebenfalls an und lief Kreise um Bernd! Ich als Ex-Morgenmuffel hatte die Schnauze so dermaßen voll! Vor allem als ich sah, dass es 15 Meter weiter doch eine Stelle mit einem “Stromautomaten” gab.
 
 
Ich schwor mir sowas machst du nie nie nie wieder. Ich beschloss die restlichen ca. 900 km durchzufahren und hockte mich fluchend und mies gelaunt hinters Steuer. Das Navi stresste mich völlig. Natürlich ist es ein PKW Navi, mit PKW Durchschnittsgeschwindigkeiten, welche ich mit Bernd aber niemals erreichen konnte. Folglich schob sich die Ankunftszeit immer weiter nach hinten.
 
 
Nach 4,5 Stunden hielt ich völlig gestresst mit einer  Vollbremsung auf einem Parkplatz an. Und siehe da es war ein echt schöner Viewpoint! Ich saß da und fragte mich selbst, was ich hier eigentlich tun würde, warum ich mich so stressen würde?
 
 
Ich kochte mir einen Kaffee und setzte mich in Bernds Schiebetür und genoss die Aussicht. Da beschloss ich, dass ich jetzt in Ruhe weiter gondeln würde und wenn ich merken würde, dass ich müde werde, dann würde ich mir einen Campingplatz mit allem Schnickschnack suchen und wenn ich nicht müde werden würde, dann würde ich halt durchfahren.
 
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Als ich mich hinters Lenkrad setzte, war ich schon viel entspannter. Mir wurde bewusst, dass man nicht immer im gemütlichen Camper-Flow ist, sondern sich manchmal daran erinnern muss. Ab dann wurde es noch eine wirklich schöne Fahrt mit, singen, Hörbuch hören, Aussichten genießen etc.
 
 
Bei Straßburg geriet ich in den ersten Stau meines gesamten Roadtrips und dachte mir, dass ich jetzt 60 km von daheim auch echt durchfahren könnte und so endete mein Roadtrip nach über zwei Wochen und mehr als 3500 km.