Definition “cruisen”

ohne bestimmtes Ziel [gemächlich] herumfahren oder -gehen 

Was wünschst du dir zu Weihnachten? Wie ich diese Frage hasse. Alles was ich mir wünsche und was ich mir leisten kann, das kaufe ich mir und alles andere sind und bleiben Fantasien.

Meine Freundin und ich hatten den Winter satt und sehnten uns nach ein paar Sonnenstrahlen. Also beschlossen wir uns gegenseitig ein verlängertes Wochenende auf Mallorca zu schenken. 

Natürlich konnten wir nicht sicher sein, ob das Wetter gut sein würde, aber die Chance, dass es besser als in Deutschland war, war recht groß! Wir buchten einen günstigen Flug und ein Appartment bei AirBnB, sicherten uns einen Leihwagen und konnten es kaum erwarten endlich weg zu kommen.

So gern ich auch mit Herrn Joplin unterwegs bin, mag ich es auch, ab und an einfach in den Flieger zu steigen und kurze Zeit später ein paar tausend Kilometer weiter zu sein. Ich konnte mich nie der Stimmung eines Flughafens entziehen, dieses geschäftige Treiben, dieses Vibrieren in der Luft, ausgehend von Leuten die wissen, dass es jetzt bald für sie losgeht.

Wir stiegen früh morgens in den Flieger und brachten den kurzen Hüpfer nach Malle schnell hinter uns. Als wir den Flughafen verließen, war das Wetter deutlich besser, als in den Wettervorhersagen. Die Sonne und ein lauer Wind begrüßten uns. Wir hatten vorher schon gute Laune, aber dieses Wetter ließ uns echt breit grinsen.

Wir nahmen unseren Leihwagen in Empfang und überlegten was wir tun sollten, denn das Apartment sollte erst ab dem frühen Nachmittag zu Verfügung stehen. Wir fuhren einfach los….und wie es sich für den guten Malleurlauber von heute gehört, für wir nach Arenal an den Ballermann. Das Wetter war herrlich und da kaum Leute unterwegs waren, war es selbst an der Ballermanpromenade schöner, als man es sich vorher vorgestellt hatte. Wir genossen ein tolles Frühstück in der Sonne und genossen unser Leben.

Es gab keinerlei Plan für das lange Wochenende. Wir wollten uns einfach treiben lassen und sehen, wohin es uns führt. Der Start war schonmal gelungen und als wir uns ins Auto setzen, machten wir blind einen Punkt auf Google Maps und fuhren dorthin. Es war ein netter Aussichtspunkt im Norden der Insel nicht weit von unserem gebuchten Apartment entfernt.

Der Check In für das Apartment gestaltete sich als etwas schwierig. Es war ein normales Apartmenthaus ohne Rezeption oder ähnlichem. In der Bestätigungsmail gab es keinerlei Information wo man würde einchecken können und nun standen wir davor und wussten nicht, was wir tun sollten. Wir schauten uns um und mussten noch grinsen, weil unser Apartment scheinbar in unmittelbarer Nähe zu einem russischen Erotik-Shop lag. Jedenfalls war da ein Schild “Eroski-Center 50m”.

Nach langem Hin und Her erreichten wir den Vermieter und er schickte uns zwei Straßen weiter zu einem Restaurant. Dort erwartete man uns schon und überreichte uns die Schlüssel. Das Apartment war echt ok. Nicht sonderlich heimelig durch den ganzen Marmorboden, aber sauber und komplett ausgestattet. 

Wir mussten noch einkaufen gehen und googleten die Möglichkeiten in unserer Nähe. Dabei stellten wir fest, dass unserer russischer Erotik-Shop ein Supermarkt war. Für Lacher war also gesorgt. 

Nachdem einkaufen, machten wir ein Nickerchen und schließlich checkten wir die Gegend und den Ort. Zu dieser Jahreszeit waren die meisten Geschäfte geschlossen. Nur ein paar Restaurants und Cafés hatten geöffnet. Es war eine extrem entspannte Stimmung überall. Keiner war im Stress, alle lachten und wir waren eh in der Stimmung, dass wir uns gerne davon anstecken ließen. Wir entdeckten eine Tapas Bar und beschlossen, dort einkehren. Sie war gemütlich, direkt am Meer und selbst wenn das Essen nicht die Granate sein würde, alleine die Lage wäre doch es wert, ein bissl zu bleiben. Es wurden das beste Tapas-Essen EVER! Wir bestellten die Karte hoch und runter und es schmeckte alles einfach nur Hammer! 

Angeschickert gingen wir heim, denn wir waren echt müde und so langsam wurde es kalt. Im Apartment stellten wir fest, dass auch auf Mallorca eine Heizung nicht so falsch war. Leider gab es im Schlafzimmer keine Heizung, sondern nur im Wohnzimmer. Schwups zogen wir die Couch aus und übernachteten im Wohnzimmer.

Am nächsten Tag ließen wir uns treiben, ich war in den 90ern zum letzten Mal auf der Insel und wir besuchten einige der Orte, die mir damals schon gefallen hatten. Es war super angenehm völlig planlos und stressfrei die Insel zu erkunden, einzukehren wo man wollte und anzuhalten, wo es einem gefiel. Mallorca zeigte sich von seiner besten Seite und wir nahmen alle mit, was sich uns bot. 

Wir waren am späten Nachmittag irgendwo auf der Insel, als meine Freundin mich bat irgendwo abzubiegen und den Berg hinauf zu fahren. Ich fragte was los sei und sie sagte, sie wolle jetzt bei Sonnenuntergang eine Flasche Bier trinken und das könne man da oben. Ich hatte keine Ahnung woher sie wusste, dass man da oben auf dem Berg Flaschenbier bekam, hatte aber keine Lust nachzufragen.

Oben angekommen suchten wir uns einen Platz an ein Mauer mit Blick auf die Stadt im Tal  vor uns. Die Sonne ging langsam hinter der Hügelkette gegenüber unter und plötzlich zauberte mein Freundin eine große flasche Bier aus ihrer Handtasche. Ich musste breit grinsen und wir genossen den wunderschönen Sonnenuntergang, während wir uns mit der Flasche abwechselten. 

Den letzten kompletten Tag verbrachten wir, wie die Tage zuvor. Wir suchten uns Plätze wo es uns gefiel und verweilen so lange wir Lust darauf hatten. Uns war klar, dass diese paar Tage auf der Insel der Beginn einer neuen Tradition werden würde. Wir würden uns auch am kommenden Weihnachten gegenseitig einen kleinen Trip in die Sonne schenken. Ein kleines Stück Frühling im Januar.