Definition “Glamping”
kurz für Glamourous Camping, beschreibt einen Modetrend der Reisebranche seit Beginn des 21. Jahrhunderts, der dem eher vermögenden Reisenden eine Erweiterung des Erfahrungshorizonts verspricht.
Durch meine Krankheit und die damit verbundene Arbeitsunfähigkeit, hatte ich nach meiner Wiedereingliederung noch fast 8 Wochen Urlaub übrig, welche bis zum Ende des Jahres aufgebraucht werden mussten. Also planten wir so, dass ich vor unserem Familienurlaub (2 Erwachsene und 4 Kids) eine Woche zum Camping nach Kroatien fahren sollte und ich von dort nach Italien zum Campingplatz fahren würde.
Ich wollte die Woche (oder knapp 10 Tage) wieder zwei teilen, ein paar Tage schnippisch auf einem Edel-Campingplatz und ein paar Tage auf dem Minicamp von Zoran und seiner Familie. Da ich für ein paar Wochen später einen Roadtrip durch Spanien und Portugal geplant hatte, wollte ich jetzt wohin, wo ich mich kannte und wo ich nicht noch erst lange suchen musste, um mich zurecht zu finden. Dazu würde die danach folgende Woche mit 6 Mann in und um Herrn Jopling schon anstrengend genug werden.
Ich packte alles was ging in Herrn Joplin, die SUP Boards packte ich aufs Dach, alle Stühle und Tische, die ich hatte wurden verstaut, Klamotten in den Schrank geräumt wie es sich gehört, ausgemistet, der Stromstrampler war dabei etc. Das Ganze nahm diesmal wesentlich mehr Zeit in Anspruch, als sonst wenn ich nur alleine unterwegs war. Aber ich hatte zeitig Feierabend gemacht und kam am Nachmittag doch halbwegs pünktlich los. Hatte mir vorgenommen, wieder zu meinem bekannten Zwischenstop in Bad Reichenhall zu fahren. Das wusste ich was geht und war optimistisch auch einen Platz zu bekommen.
Die Fahrt war für einen Freitagnachmittag echt ok und ich brauchte “nur” gute 5 Stunden bis zu meinem Stopover. Der Checkin verlief ebenso reibungslos wie beim letzten Mal, ich platzierte Herrn Joplin und genoss mein Feierabendbierchen. Ich freute mich sehr auf die Sonne und die Wärme in Kroatien und die Aussicht darauf ließ das Bierle noch besser schmecken.
Ich schlief wirklich gut und stand sogar einigermaßen zeitig auf. Nach meinem Kaffee schmierte ich mir ein paar Brote für die Fahrt und fuhr los. Kurz noch tanken und die Vignetten besorgen und dann hart Kilometer machen….das klappte ungefähr 13 Minuten und dann stand ich im Stau….es war kein kleiner Stau… ganz und gar nicht …und es dauerte ewig. Es war so ein Stau wo minutenlang keine 10 Zentimeter gefahren werden können und dann geht es plötzlich wieder für 500 Meter. Wie auch immer, ich musste pinkeln und überlegte tatsächlich, ob ich auf den Standstreifen fahren sollte, aber da wieder Minuten nix ging, blieb ich auf der Bahn stehen und sprang schnell ins Klo. Als ich wiederkam war der Stau WEG und ich hatte mitten auf der Autobahn gestanden und in Ruhe gepinkelt! Die Autofahrer hinter mir waren nur so halb erfreut darüber und hupten mich zusammen. Ok das war leicht peinlich, aber wenigstens war ich jetzt erleichtert.
Es lief eine gewisse Zeit ganz gut, ich hörte Musik, sang laut und Herr Joplin und ich machten ordentlich Strecke. Vor den Mautstellen knubbelte es sich immer ein wenig, aber großen Zeitverlust hatte ich dort nicht. Bis zum Karawankentunnel…da dauerte es echt eine ganze Zeit bis sich die ganzen Fahrzeuge geordnet hatten, aber es war da auch echt Sche**e organisiert. In Slowenien wurde der Verkehr weniger und die Landschaft ist auch wirklich schön, aber dennoch war es nicht wirklich entspannt, da die Slowenen in meinen Augen oft wie die Geistesgestörten fahren, völlig unorthodox und latent gefährlich. Es gab kleinere Staus, aber alles in allem kam ich gut voran bis Kober an die Grenze. Hier wurde ich diesmal durchgewunken ohne Zöllnerbesuch in Herrn Joplin und der Rest der Strecke in Kroatien ist dann sowas wie der gemütliche Endspurt, den man nochmal richtig genießen kann. Das Wetter war herrlich, die Autobahn leer und ich kam trotz allem relativ entspannt am Campingplatz an.
Hatte mich kurzfristig doch wieder für den Campingplatz Val Saline entschieden, nach meinen Erfahrungen vom letzten Jahr, wusste ich wo ich stehen wollte und wo nicht und es war mir eindeutig zu warm, um zu Fuß gucken zu gehen. So suchte ich mir bei der Check-In Lady direkt einen Platz aus und fuhr gleich hin. Schon auf dem Weg zu meinem Stellplatz freute ich mich, dass ich mein E Bike dabei hatte. Denn er war auf einer Terrasse im Berg, mit Blick auf die andere Seite der Bucht. Glücklicherweise hatte ich mich gleich oben für einen Platz entschieden, denn ich passierte einige Leute mit dem Platzplan in der Hand die sich suchend umschauten. Es war nicht mein Traumstellplatz, aber da wo ich hinwollte, war alles belegt und wirklich viel frei war nur ganz oben und ganz hinten und da wollte ich nicht hin, denn bei diesen Stellplätzen passten Preis und Leistung nun wirklich nicht zusammen. Nachdem ich mich selbst abgeklatscht hatte richtete ich mich auf meinem Plätzel ein. Es war wirklich nett und man konnte direkt vorm Womo den Sonnenuntergang mit einem Bierle schauen.
Für den ersten Abend hatte ich noch Grillgut dabei und machte es mir auch gleich mit Fleisch, Salat und Kartoffeln gemütlich. Am nächsten Tag würde ich im Shop was einkaufen gehen müssen, aber mein Stromstrampler machte die Berge ja quasi ebenerdig und so sollte das kein Problem sein. Ich legt mich relativ früh schlafen, denn die Fahrt hatte mich dann doch mehr geschafft, als ich eigentlich angenommen hatte.
Der nächste Morgen war herrlich, die Sonne schien, es ging ein laues Lüftchen und der Kaffee schmeckte himmlisch. Ich machte eine kleinen Plan für den Tag Einkaufen, SUP aufpumpen und Beaching waren Pflicht, der Rest würde sich irgendwie ergeben.
So plätschern die Tage dahin und ich genoss mein Hardcore-Chillen, ich erkundete die Strände in der Umgebung, machte das Gleiche mit den Restaurants. Das Wetter war herrlich, meine CP Nachbarn ließen mich in Ruhe und ich konnte mich auf die folgende Woche vorbereiten, in der es nicht mehr so ruhig und chillig sein würde.
Meine Freundin hatte sich mit den Kids schon auf den Weg gemacht und war völlig begeistert von der Hilfsbereitschaft der Menschen. Ich hatte ihnen eine Pension in Tulfes besorgt und sie liebte es offensichtlich mit den Kids zu reisen. Sie war es nicht gewöhnt, die verantwortliche Person zu sein und war erstaunt, wie gut alles funktionierte.
Ich packte meinen Kram so langsam zusammen, um am nächsten Tag losfahren zu können. Ich war leicht nervös, denn ich wusste auch nicht, was mich erwarten würde mit vier Kids und wie wir uns organisiert bekommen würden.
Die Strecke nach Caorle war recht nett, und führte längere Zeit am Meer entlang. Es waren nur knapp über 200 km was nun wirklich einfach zu bewältigen war. Folglich kam ich auch deutlich vor meiner Freundin und den Kids an. Zuerst überlegte ich, vor dem CP zu warten, aber dann dachte ich, dass es eher Sinn macht, mich schon mal einzuchecken und das Vorzelt an Herrn Joplin zu klatschen, bevor die Familie da ist. Gesagt getan, eh die anderen 5 ankamen, war ich schon nass geschwitzt, hatte aber soweit alles vorbereitet.
Endlich kamen sie und schon beim einchecken war es sofort offensichtlich, dass der chillige Teil des Urlaubs jetzt vorbei sein würde. Großes lautes Tamtam, aber auch richtig cool wieder Leben in meinem Leben zu haben. Die Mädels waren Zucker und die Jungs erstaunlich kooperativ. Wir richteten zusammen alles ein und erkundeten dann den Campingplatz. Sofort wurde klar, warum er billiger war, als die ganzen großen Familien Campingplätze in Jesolo….er war genauso sauber usw, aber ALLES was Kindern auch nur ein bissl Spaß machte, war SEHR präsent platziert und kostete RICHTIG Kohle und mit zwei 4 Jährigen Mädels sagt man nicht so oft nein. Wir gingen essen und merkten bald, dass alle ziemlich geschafft waren. Die Kids wurden müde und wir Alten hatten gegen einen Feierabenddrink auch nichts einzuwenden. Die Mädels kamen auf ihr Bett in der umgebauten Dinette, die Jungs machten es sich im Vorzelt-Zelt gemütlich und meine Freundin und ich setzten und raus zu den Mücken.
Wir machten das alles echt gut. Mit 6 Mann im 5,5 Meter Wohnmobil, brauchts von allen gute Nerven, aber es eskalierte noch nicht mal ansatzweise. Klar… da wo wir waren, da war es laut und chaotisch, aber nicht so, dass es für irgendwen störend war. Alles lief super, wir gingen an den Strand, schauten und das Aquarium an….bis zum Tag vor unserer Abreise, an dem es den ganzen Tag regnete. Wir überlegten was wir machen könnten. Die Jungs wollten am Platz bleiben und auf ihren Handys daddeln, also packten wir die Mädels ins Auto und fuhren los, ohne Ziel einfach planlos durch die Gegend. Die zwei mögen das, sich die Umgebung anschauen, Musik hören, singen …. Das machten wir zwei/drei Stündchen, natürlich unterbrochen von einer Eispause und als die zwei eingeschlafen waren gondelten wir langsam zurück. Glücklicherweise hörte es nachts auf zu regnen und so war der ganze Kram inklusive Vorzelt am nächsten Tag halbwegs trocken. Das Zusammenpacken lief nicht ganz so entspannt ab, wie das auspacken, aber trotzdem kriegten wir es IRGENDWIE hin. Wir hatten uns vorgenommen als Zwischenstopp Tulfes in Österreich anzufahren. In dem Ort hatte meine Freundin schon auf dem Hinweg stop over gemacht und es war ziemlich genau die Mitte. Meine Freundin ging mit den Mädels in ein Zimmer in die Pension, den logischerweise konnten wir für eine Nacht nicht das ganze Vorzeltdrama machen. Die Jungs und ich würden auf dem Parkplatz vor der Pension in Herrn Joplin pennen… Wir gingen essen, diskutierten über ein paar Termine, die im Scheidungsverfahren meiner Freundin anstanden und gingen dann auch irgendwann schlafen. Die Nacht war furchtbar. Herr Joplin stand seitwärts im Berg und zwar so schräg, dass die Jungs in der Dinette mehr aufeinander als untereinander lagen, die Heizung machte mucken und ich fror mir den Arsch ab, weil ich den beiden meine Bettdecke überlassen hatte und nur unter einer dünnen Wolldecke lag.
Wir wurden durch den Regen geweckt, standen auf und gingen zu den Mädels in die Pension, um zu frühstücken. Es war ziemlich zeitig morgens und ich rechnete mit entspannten 5-5,5 Stunden Fahrzeit, da Sonntag war und keine LKW unterwegs sein würden…
Die Fahrt entpuppte sich als Albtraum. Es regnete die ganze Zeit stark, es war neblig, wir fuhren von einem Stau in den nächsten, aufgrund der Verkehrslage wurden wir durch die Münchner Innenstadt gelotst und nach über 8 Stunden waren wir noch nicht mal in Ulm.
Ich machte mir die ganze Zeit Sorgen, da meine Freundin mit vier Kids hinter mir her gondelte und ich mir vorstellen konnte wie die Stimmung in dem Auto war. Wir gingen bei McDonalds essen und ich sagte ihr, dass sie doch einfach da wo es geht Gas geben solle, damit sie möglichst zeitig daheim wären. Meiner Meinung nach war es nicht nötig, dass sie hinter mir tuckerten, weil ich da wo frei war einfach nicht schneller fahren konnte mit Herrn Joplin. ABER sie alle bestanden darauf hinter mir her zu fahren. Also sagte ich: “ok, vor meinem Büro halten wir noch mal an, jeder geht noch mal pinkeln und dann gebt ihr Gas, damit ihr endlich heimkommt,” So machten wir es und ich hatte nach der Verabschiedung echt Tränen in den Augen, als ihr Auto aus meinem Blickfeld verschwand.
Es ist schon anders mit Kids unterwegs zu sein, genauso wie das ganze Leben mit Kids ein anderes ist, aber selbst einem eingefleischten alternden Junggesellen wie mir, berühren sie das Herz und tatsächlich war die chaotische Hälfte des Urlaubs mit meiner “neuen” Familie die definitiv schönere!
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