Definition „Aktionsradius“
Wirkungsbereich, Reichweite…machnmal sind 500 Meter ausreichend
Den ersten Tag in Ondres verbrachte ich damit, Bernd sauber zu machen, einkaufen zu gehen und immer wieder zwischen Strand und Bernd hin und her zu pendeln.
Das Schöne hier war, dass es sehr entspannt war, aber es etwas Infrastruktur gab und man einen Kaffee oder einen Snack bekam.
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Was mich etwas störte, waren die Strandduschen mit dem kalten Wasser. Da ich so eine Frostbeule bin, legte ich also die volle Solardusche in die Sonne. Am frühen Abend kochte ich dann einen Teekessel Wasser, schüttete alles in meinen Ersatzwasserkanister, pappte meine Subber-Dubber 12 Volt Tauchpumpendusche an das Beifahrerfenster und duschte mit Badehose und heißem Wasser. Bein Duschvorhang-Provisorium stellte sich als unbrauchbar heraus, also lies ich es einfach weg.
Ich mochte diesen Platz sehr und chillte mein Leben. Mir ging es nicht alleine so, es gab einige Mitcamper, die ihren Aufenthalt spontan verlängerten. Es entwickelte sich diese typische „Stellplatz-Community“. Man kennt sich vom sehen, sagt Hallo, hat sonst nicht viel Kontakt miteinander, aber sobald „Carlos“ mal wieder abhaute (machte er 2x täglich), suchten 25 Erwachsene überall nach dem freiheitsliebenden Kater eines älteren französischen Pärchens.
Eines Abends fand ich, nach meinem Restaurantbesuch, einen Zettel an Bernd. Ich würde illegal da stehen, da ich nicht bezahlt hätte und man würde morgen früh wieder kommen,  um die Standplatzgebühr einzutreiben oder um mich abzuschleppen. Mich als „Neuling“ warf der Zettel echt aus der Bahn. Ich stellte den Wecker, legte das Geld bereit und übte nach dem Aufstehen beim Kaffee meine Entschuldigung auf Französisch. Ich saß mit Zettel, Geld und Kaffee in der Hand in Bernds Schiebetür und wartete auf das jüngste Gericht. Plötzlich fuhr ein Wagen der Gendarmerie auf den Platz und ich sprang ihnen fast vor die Motorhaube, wie ein lebensmüder Schlafwandler auf Ecstasy. Der Polizist guckte verwirrt, als ich mit dem Zettel und der Kohle vor seinem Gesicht rumfuchtelte. Als er endlich checkte, was ich von ihm wollte, grinste er nur, erzählte mir was auf Französisch und als er merkte, dass ich nichts verstand sagte er „Chill, chill! no Problem! no pay today!“ Netter Mensch!
Das Wetter wurde immer kühler und am vierten Tag beschloss ich, dann doch noch nach Hossegor zu fahren. Packte also alles zusammen. Verabschiedete mich von meinen französischen Stellplatznachbarn, erledigte die V/E und fuhr die 20 km dorthin.

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Es war arg befremdlich plötzlich so viele Leute zu sehen und ich war in kürzester Zeit gestresst. Das wollte ich mir zum Abschluss meines Urlaubs nun doch nicht antun. Also ging ich noch im Supermarkt einkaufen, drehte um und fuhr schnurstracks nach Ondres zurück.
Die Stellplatznachbarn, von denen ich mich eine Stunde vorher noch verabschiedet hatte schauten mich an wie ein Auto, als ich wieder auf den Platz fuhr.
Mittags kam ein mittelgroßer Integrierter aus UK auf den Platz und stellte sich neben Bernd. Ich half den Leuten noch beim ausrichten ihres Mobils und ging dann an den Strand um einen Kaffee zu trinken. Das „ältere“ Pärchen aus dem britischen Womo, kam mit ihren beiden Hunden irgendwann auch an die Promenade und grüßten nett.
Als ich Stunden später zurück zu Bernd ging, schlich der Engländer um Bernd rum. Ich fragte ihn, ob er Bernd kaufen wolle oder ob ich ihm sonstwie helfen könnte. Er fragte, ob er mal einen Blick reinwerfen könne, von so einem Gefährt hätte er während seiner Studienzeit immer geträumt, hätte seine Frau aber nie dazu überreden können. Sie hätte immer gesagt, wenn schon Camping, dann mit einem größeren Mobil, worauf sie dann gespart hätten. Natürlich konnte er in Bernd reingucken und wir philosophierten noch ein bissl über große und kleine Mobile.
Irgendwann am Abend kam er um sein Mobil gelaufen und fragt, ob ich nicht Lust hätte ihnen Gesellschaft zu leisten. Sie könnten kein französisch und sie wären kurz davor sich gegenseitig auf den Wecker zu gehen. Also schnappte ich mir eine Flasche Weißwein aus der Pfalz und nahm die Einladung gerne an.
Die zwei waren grade pensionierte Lehrer und wollten noch ein paar Wochen unterwegs sein bevor, ihr Enkel auf die Welt kommen würde und sie erst mal Babysitter sein würden. Sie hatten schon in verschiedenen Ländern für das Goethe Institut gearbeitet und es hat einfach Spaß gemacht ihnen zuzuhören und über Klischees zu frotzeln.
Es wurde ein großartiger und lustiger Abend, mit ein paar Wein, einigen Bier und tollen Geschichten.
Der nächste Tag war mein Abreisetag. Und als ich mich von ihnen verabschiedete, schenkte er mir ein Buch (auf englisch….logisch) und meinte spätestens wenn ich das Buch ausgelesen hätte würden wir uns wiedersehen. Wir tauschten noch Email-Adressen aus und wünschten uns Glück für den weiteren Trip.
Solche Begegnungen machen das Reisen für mich aus. Natürlich sind es auch die Länder, das Wetter, die Locations, aber EIGENTLICH geht es um genau solche Begegnungen.

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