Definition “Aversion”
Abneigung oder Ablehnung (lateinisch aversatio ‚Abneigung’, von aversio ‚Ekel’) bezeichnet die Neigung, auf bestimmte Reize mit Unlust zu reagieren. … Während die Aversion jedoch eine unbewusste Emotion ist, sind Antipathie, Ressentiment und Vorurteil eher der Ausdruck sozialpsychologischer Gefühle.
So sehr es mir in Tarifa und Umgebung auch gefiel, mein Plan war ja ein anderer. Ich wollte Portugal und vor allem Nazaré sehen. Also machte ich mich auf Richtung Portugal. An der Brücke in Sevilla gabs zwar wieder Stau, aber trotzdem verlor ich nur wenig Zeit. Außerdem hatte ich es ja eh nicht so eilig.
Geplant war, dass ich im ersten Ort hinter der Grenze eine Prepaid Internet Sim Karte holen würde. Hier kriegt man für 15 Euro 15 Tage Internetflat ohne irgendeine Beschränkung. Da ich ja immer leicht phobisch bin, ob mein Volumen ausreicht, war natürlich klar, dass ich mir dieses Angebot nicht entgehen lassen würde. Ich machte es auch so wie geplant, hatte mir einen entsprechenden Shop im Internet rausgesucht und das Erste was in auf der Straße sah, als ich grade in Portugal war, Horden von mürrisch schauenden Polizisten. Ich zog brav einen Parkschein und ging in den Shop. Meinen mobilen Internet Router hatte ich dabei und die nette Dame richtete auch alles gleich ein. Funktionierte alles super.
Ich fuhr nach Manta Rota, dort sollte es außerhalb der Hauptsaison einen Stellplatz direkt am Strand geben. Auf dem Weg dorthin stellte ich fest, dass das was ich bis dahin von Portugal gesehen hatte so richtig gar nicht mein Geschmack war. Ich war zu diesem Zeitpunkt leicht ernüchtert. Die Ernüchterung wurde nicht besser, als ich schließlich an dem Stellplatz ankam. Horden von Rentnern, die auf einem STELLPLATZ ihre Parzellen eingerichtet hatten inklusive Wäscheständer, Gartenzwerg und Zaun. Ich war völlig irritiert und ging mit offenem Mund über den Stellplatz.
Die Freakshow gipfelte darin, dass ,meine Stellplatznachbarn morgens um acht vor ihrem laufenden Womo saßen und frühstückten. Nach einer Stunde fragte ich sie warum sie das Auto den nicht ausmachen würden? Die Antwort war unglaublich, als es gäbe zwei Gründe dafür zum einen würden sie mittags gern einen Mittagsschlaf machen und die Klimaanlage würde nur laufen, wenn der Motor lief und als netten Sideeffekt, würden die meisten Leute nicht in ihrer Nähe stehen wollen deswegen und dann hätten sie mehr Platz. Ich sagte ihm, dass er sein Karre ausmachen solle oder ich dafür sorgen würde, dass sie ausgemacht würde. Er regte sich nicht, also ging ich zum Stellplatzbetreiber, der zuerst auch nichts machen wollte, dann drohte ich dem damit, dass ich die GNR rufen würde, wenn er nicht umgehend dafür sorgen wird, dass hier halbwegs umweltbewusst (ganz großes Thema in Portugal) gehandelt würde. Also ging er zu meinen Nachbarn, die weigerten sich, den Motor abzustellen und kassierten ein sofortiges Hausverbot. Frühstück vorbei und die Gartenzwerge mussten zurück zur Waschmaschine in die Heckgarage. Ich saß mit einem Kaffee und einem breiten Grinsen daneben, schaute mir das an und prostete ihnen zu als sie wegfuhren. Ich verließ den Platz dennoch, weil ich ihn einfach scheiße fand.
Nächster Stop war bei Albufeira. Der Platz und die Gegend gefiel mir schon besser. War zwar immer noch der Jüngste weit und breit, aber meine Nachbarn auf dem Stellplatz waren nicht ganz so maniac und es gab dort auch keine Zäune und Gartenzwerge. Aber es war jetzt kein Platz an dem ich unbedingt mehrere Tage bleiben musste. Ich verlebte einen netten Tag, ging die gefühlten 300 Stufen runter an den wirklich sehr schönen Strand und leerte am nächsten Morgen nach meinem Kaffee mein Grauwasser und mein Potti und fuhr los.
Ein alter Kollege von mir machte mit seiner Frau Urlaub in Lagos und wir hatten geschrieben, dass ich eventuell vorbeikommen würde um ein Bier zu trinken. Grundsätzlich war das Ziel meiner nächsten Etappe der südwestlichste Zipfel von Festlandeuropa in Sagres. Als ich Lagos vom Weg aus sah, schaltete ich einen Gang runter und drückte das Gaspedal durch. Mir wurde schlagartig klar, dass ich kein Bier mit meinen Freunden trinken würde. 60er/70er Jahre Hochhäuser, groß, dreckig, laut …..Och nö.
Je näher ich Sagres kam, desto mehr gefiel mir die Landschaft, das Klima und die Stimmung. Sagres ist ein typischer Surferort. Viele Vans, viele junge Leute, manche stylish, manche einfach durch. Ich mochte den Ort auf Anhieb. Ich hatte mich entschieden auf den örtlichen Campingplatz zu gehen und auch der gefiel mir. Zwar war er für das Gebotene recht teuer, aber trotzdem sehr in Ordnung. Lebhaft aber ruhig, alt aber nicht dreckig.
Tagsüber war ich dort meistens mit dem Womo unterwegs und fuhr von einem Strand zum nächsten. Saugte die Stimmung des Ortes zu unterschiedlichen Tageszeiten in mich auf, ging einkaufen, gönnte mir die letzte Bratwurst vor Amerika, fuhr spätnachmittags zurück, grillte, kochte, chillte. Ich war endlich in Portugal angekommen. Hier gefiel es mir und mir war klar, dass ich aufpassen musst, nicht hängen zu bleiben. Ich setzte mir ein absolutes Abreisedatum und fuhr zu diesem Tag auch tatsächlich weg. Es war wirklich schön in Sagres und hier komme ich sicher irgendwann nochmal hin.
Nächste Etappe nach Sagres sollte Porto Covo sein und diesen Ort suchte ich mir nur aufgrund eines Strandbildes in meinem Reiseführer aus. Porto Covo hat einige tolle Strände und ist wohl eine Wochenenddestination für reiche Portugiesen. Das sieht man auch an den ganzen Neubauten hier im Ort. Der CP ist sehr gepflegt und kürzlich erst saniert worden. Hier fehlt es einem an nichts. Der Sanitärbereich ist super sauber und auch sonst macht es einen sehr gepflegten Eindruck. Mit 13 Euro die Nacht inkl allem, kann man definitiv nicht meckern. Ich erkundete die Strände in der unmittelbaren Umgebung, die wirklich schön waren, ging abends 2x mal essen, machte aber alles in allem 3 chillige Tage.
Ich wollte endlich zum eigentlichen Ziel meiner ganzen Reise. Nach Nazaré, ich wollte endlich den Spot sehen, an dem sich lebensmüde Hochleistungssportler in 30 Meter Wellen stürzen. Für ca 240 km zeigte mir das Navi 3.5 Stunden an. Portugal ist definitiv nicht mit Frankreich oder Spanien zu vergleichen. Dort kann man getrost mautfrei fahren. In Portugal kann man das auch, aber man muss halt deutlich mehr Zeit einplanen. Südlich von Nazaré hielt ich an einem freien Stellplatz an, um ihn mir anzuschauen, leider zogen Wolken und dicker Nebel 300 Meter vor der Küste auf und man sah die eigene Hand kaum vor Augen. Der Platz war in Ordnung und ich hatte einen Plan für die Nacht. Also fuhr ich weiter um mir Nazaré anzuschauen. Ich hatte schon den ganzen Tag die Vorahnung, dass Nazaré nicht der allergrößte Spaß werden würde, kein Reiseführer beschrieb etwas über Nazaré nur dass es außerhalb der Stadt zwei CP gäbe.
Ich kam dort an und konnte es kaum fassen, jede Art von Vehikel durfte in dieser Stadt tun und lassen was es wollte (oder besser gesagt der Fahrer) NUR für Wohnmobile bestand FLÄCHENDECKEND absolutes Halteverbot. Kotzte mich schon an und ich fuhr umgehend wieder weg. Zuerst zu dem Stellplatz, den ich mir ausgesucht hatte, dort aß ich ein Häppchen und schließlich entschied ich mich, woanders hinzufahren, schnell den Reiseführer rausgekramt und mich kurzfristig für Peniche entschieden. Peniche gilt als ein weiterer toller Surfspot, wo regelmäßig Worldcups stattfinden. Die Stadt selbst ist ok. Bei dem Stellplatz auf dem ich bin handelt es sich um einen Betonplatz, aber man muss sagen hier ist man einfach super organisiert und der Platz ist echt ok. Die guten Bewertungen bei Campercontact kann ich wirklich verstehen. Ich war mir die Strände anschauen, teilweise waren sie packevoll mit Surfern, aber alles in allem habe ich schon viel schönere gesehen in diesem Urlaub.
Mittlerweile war ich mir aber auch darüber klar wie die Route zurück aussehen würde. Salamanca, Hossegor für mind. zwei Nächte (will zu den Outlets), Molinet und dann Heidelberg zu Andreas Geburtstag. Da treffe ich mich dann mit Dudi und den Kids.
Am nächsten Morgen sollte es losgehen und ich wollte mich so langsam aber sicher auf den Heimweg machen. Herr Joplin war vollgetankt, das Öl und Wasser kontrolliert, der Wassertank war voll und bis auf das Potti, dass noch leer gemacht werden musste, waren wir startklar. Zeit für ein Zwischenfazit zu Portugal: MIR gefällt Portugal nicht so wie andere Länder. Beispielsweise fand ich Spanien spannender als Portugal. Größere Ortschaften sind einfach nicht schön und es liegt stimmungstechnisch immer etwas leicht Depressives in der Luft. Ich kann definitiv nur für die Regionen sprechen, in denen ich war. Es gibt sehr schöne Strände, aber sicherlich nicht dieses Instagram und Youtube Ding. Ich bin in der Nebensaison unterwegs, aber einen einsamen Strand zu finden ist ein Ding der Unmöglichkeit und dementsprechend ist es auch illusorisch einen einsamen Stellplatz zu finden.
Das Thema Stellplätze/Camping/Frei Stehen ist in Portugal ein ganz Besonderes. Portugal ist definitiv nicht mehr das gelobte “Freisteher-Land”. Das große Problem ist, dass es keine einheitliche Regelung gibt (2019). Mal ist es erlaubt, mal nur geduldet und mal strikt verboten. Je nachdem, wie gut der letzte Sex des entsprechenden Beamten war. Es gibt einfach keine Rechtsgrundlage, auf die man sich als Camper berufen könnte. Natürlich gibt es sicherlich Gegenden in denen man relativ problemlos frei stehen kann, aber in den Küstenregionen wird es schon schwierig. Selbst wenn man jemanden findet der sagt, jo hier kannste stehen bleiben, kannst du dich immern och nicht so frei bewegen, wie du es vielleicht willst. und trotzdem kann es dir passieren, dass die GNR dann kommt und dir ein Knöllchen in willkürlicher Höhe aufbrummt. TROTZDEM scheint jeder Womofahrer in Portugal auf der Jagd nach dem Platz zum frei stehen zu sein, nach dem Motto willste hip sein, dann musst du frei stehen! Völliger Bullshit!
Ich gehöre zu den Leuten die Abends schon mal gerne “Campingverhalten” an den Tag legen. Also ich sitze vor Herrn Joplin und trinke ein Bier. Dieses Campingverhalten ist mir ein paar Euro pro Nacht inklusive Strom wert. Auch ist es mir dieses Geld wert, sicher zu sein, nicht mitten in der Nacht geweckt zu werden und löhnen zu müssen, dass Knöllchen für einmal frei stehen ist definitiv höher als mein komplettes Übernachtungsbudget für den ganzen Urlaub. In Portugal gibt es die Regeln wie in Deutschland nicht (Wiedererlangung der Fahrtüchtigkeit/2019) oder wie in Skandinavien (Jedermannsrecht) …. Ich vermute hier ist Portugal einfach ein Opfer seiner Popularität unter Campern. ABER dieses in der Hauptsaison-gehts-nicht-in-der-Zwischensaison-vielleicht-und-in-der-Nebensaison-kein-Problem-Ding funktioniert nicht flächendeckend! Zumindest an den HotSpots werden sich die Camper damit abfinden müssen, auf einen offiziellen Stell- oder Campingplatz zu gehen. Ist ECHT nicht so schlimm, halt nur nicht so cool!
Das mit dem Cool funktioniert eh nicht, da Herr Joplin keine Hecktüren hat und ich somit nicht Instagram-mäßig im String auf meinem Bett liegen könnte, den einsamen Strand betrachten und ein Bild davon machen könnte. (Mal davon abgesehen, dass ich mit diesem Bild gegen die Genfer Menschenrechtskonventionen verstoßen würde!!!)
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