Definition “Voyeurismus”

 Im engeren Sinn bezeichnet der Begriff das heimliche Beobachten einer unwissenden Person, im weiteren Sinn jegliche Form der Lust am Betrachten.

ENDLICH URLAUB!

Ich war wirklich reif dafür, denn das bisherige Jahr war irgendwie sau anstrengend, jeden Tag mindestens drei Stunden auf der Autobahn brachten mich an meine Grenzen und so konnte ich es nicht erwarten endlich ein paar Wochen am Stück frei zu haben und mich nicht mehr mit der Arbeit beschäftigen zu müssen.

Ursprünglich hatte ich keinen Schimmer wo ich hinfahren wollte, aber nachdem in der Camping Gruppe ein Treffen in der Schweiz eingestellt wurde, fing ich an, das als den Start meines Roadtrips einzuplanen….

Ich hatte im TV einen Bericht über einen der größten Campingplätze in Europa gesehen und den fand ich so furchtbar, dass ich den unbedingt mit eigenen Augen sehen musste. Von dort aus wollte ich nach Kroatien zur Adria Magistrale fahren und so weit runter fahren, wie es die Zeit zuließ.

Die letzten Arbeitstage brachte ich mehr schlecht als Recht hinter mich, ich hatte Herrn Joplin nach Feierabend gepackt, befüllt, fertig gemacht und fuhr (für mich unüblich) erst am ersten Urlaubstag los und nicht schon nach dem letzten Arbeitstag.  Tatsächlich hatte ich daran gedacht, dass ich in der Schweiz keine FlatRate habe und meine übliche Google Maps Navigation nicht funktionieren würde. Also versuchte ich vor der Abfahrt, mein normales Garmin-Navi zu programmieren, was aber kläglich scheiterte, da das Teil die Schweiz nicht fand. Ok die Schweiz ist jetzt nicht so groß, aber doch nicht so klein, dass ein normales Europanavi scheitert…..Naja glücklicherweise hatte ich dieses China-LKW-Navi gekauft und auch wenn es eigentlich völlig oldstyled war, fand es die Schweiz und ich konnte sogar die richtige Adresse eingeben.

Die Fahrt was super easy und entspannt, das Wetter war schön, die Musik war gut und ich gondelte laut singend die Autobahn entlang. Wieder hatte mich dieses Gefühl gepackt, welches mich schon bei meiner ersten Fahrt mit Bernd beschlichen hatte, …dieses Der-Weg-ist-das-Ziel-King-of-the-Road-Gefühl! Herrlich!

Super gut gelaunt kam ich in Steinen an und wurde von Freunden in Empfang genommen. Der CP war herrlich! Direkt an einem See gelegen und umgeben von riesigen Bergen. Einzig das Dauercamper/Touristencamper – Verhältnis war ein wenig unausgeglichen, aber dazu später.

Ich platzierte Herrn Joplin, begrüßte meine Freunde und wir tranken erstmal ein Bier! Die ganze Zeit wurden wir nicht aus den Augen gelassen, jede unserer Bewegungen wurde beobachtet und noch heute wäre ich nicht verwundert, wenn jemand Protokoll geführt hätte.

Wie es bei uns so üblich war, bauten wir Abends eine Tafel in der Mitte der Fahrzeuge und jeder steuerte etwas zum Abendessen dazu. Über der Rezeption war ein Restaurant mit einer großen Außenterrasse, welches vornehmlich von den hiesigen Dauercampern besucht wurde. Von dieser Außenterrasse konnte man direkt auf unsere Tafel blicken und das taten sie auch! Ich bezweifle, dass irgendjemand auf dieser Terrasse an diesem Abend wahrnahm, was er auf dem Teller liegen hatte, denn ALLE waren viel zu sehr damit beschäftigt, uns anzustarren. Wir checkten uns gegenseitig ab, ob wir einen Popel an der Nase oder Klopapier an der Hose hatten, aber nix, wir waren alle ganz normal. Also versuchten wir die Spanner zu ignorieren und machten unser Ding was uns auch problemlos gelang.

Die Angewohnheit der Dauercamper, wortlos mitten durch unsere Runde zu laufen, war ein bissl gewöhnungsbedürftig, denn selbst eine Wäscheleine mit Handtüchern konnte sie nicht davon abhalten zwischen unseren Fahrzeugen rumzulaufen. Aber selbst damit kamen wir klar. 

Wir genossen den Tag, gingen SUPen, paddeln, sonnten uns, dösten ein wenig, manche machten eine Motorradtour oder gingen wandern. Eines Nachmittags ich lag auf meinem Board und sonnte mich, als mal wieder jemand zwischen unseren Fahrzeugen langlatschte. Als dieser Typ dann die Dreistigkeit besaß und sich in ein Womo von uns beugte um sich mal umzuschauen, hatte ich die Nase voll. Ich sprang auf und versprach ihm die Trachtprügel seines Lebens, wenn er sich nicht augenblicklich verpissen würde! Der Typ schaute mich völlig schockiert an, wollte noch irgendwas sagen, verschwand aber, als ich drohend ein paar Schritte auf ihn zu ging. Sowas hatte ich noch nie erlebt. Es ist schon so, dass auf Campingplätzen viel geschaut wird, aber normalerweise auf eine freundliche Art und Weise und jeder hat ein Auge auf seine CP-Nachbarn bzw deren Fahrzeuge, wenn die Nachbarn unterwegs sind, so dass man sich eigentlich immer sicher sein kann, dass auf einem CP nix passiert.

Für den folgenden Tag hatten wir einige von uns einen Trip nach Luzern geplant und den zogen wir auch durch. Luzern ist echt schön, Wir schauten uns ein paar Kirchen an, ich kaufte die teuerste Kappe meines Lebens, wir gingen essen und genossen das Wetter, die Stadt und uns! Ein wirklich schöner Ausflug!

Den für mich letzten Tag verbrachten wir am Platz mit chillen, paddeln, grillen, lachen, schnacken. Die ansässigen Dauercamper redeten immer noch nicht mit uns, behielten uns immer noch ständig im Auge, wagten es aber nicht mehr uns zu nah zu kommen.

Ich wundere mich heute noch…..