Definition “Hiobsbotschaft”
eine Nachricht mit einem den Empfänger niederschmetternden katastrophalen Inhalt. Der Ausdruck ist abgeleitet von der biblischen Erzählung um den wohlhabenden und frommen Hiob, dessen Gottesbeziehung durch Leiden auf die Probe gestellt wird
Wie jedes Jahr stellte sich auch in diesem Jahr die Frage, was die Pläne für Silvester sind, doch diesmal waren wir schneller und hatten schon einen Plan. Meine Freundin, mein engster Familienkreis und ich hatten entschieden, Silvester auf einem Campertreffen in Bielefeld zu verbringen. Das vorangegangen Silvester war ein voller Erfolg und so waren wir auch dieses Jahr optimistisch, dass es gut werden würde. Ok, das Treffen sollte auf einem Campingplatz in Bielefeld stattfinden, aber das war wohl ein Kompromiss aufgrund der Mitglieder der Gruppe, die aus Norddeutschland kamen. Dann halt Bielefeld. Keiner von uns hatte vorher je das Bedürfnis nach Bielefeld zu fahren, aber wenn man nun schonmal einen Grund hatte….
Ich war schon länger krank geschrieben und hatte schon aus lauter Langeweile am Black Friday zugeschlagen.Ich hatte günstig ein Vorzelt geschossen und eine halb automatische Satanlage bestellt. Beides wollte ich am Campertreffen ausprobieren.
Die Weihnachtszeit war relativ stressig gewesen, denn ich hatte meine Freundin und ihre Kinder am Wochenende vor Weihnachten in die Nähe von Chemnitz zu ihrer Mutter gebracht, bin dann wieder heimgefahren, um dann ein paar Tage später nach der Arbeit nach Aachen zu meiner Familie zu fahren. Von dort fuhr ich nach Köln zu einer meiner besten Freundinnen, denn Udo, das letzte Drittel unserer engen 3er Clique wollte auch dorthin kommen, denn wir hatten geplant im Convoy nach Bielefeld zu fahren.
Das Wetter war schon die ganzen Tage ziemlich fies gewesen und wurde auch nicht besser, als wir unterwegs waren. Die Stimmung war ein bissl gedrückt, teils durchs Wetter, teils durch persönliche Probleme die wir alle so im Leben hatten. Wie so oft musste ich vorfahren, denn Herr Joplin hat die wenigsten PS von uns dreien und so konnten die anderen mir nicht wegfahren.
Die Fahrt lief problemlos. Udos Sohn saß mit in meinem Womo und ich versuchte die anderen nicht allzu sehr aufzuhalten. Am CP wurden wir von ein paar Leuten auf der Campergruppe empfangen und wir checkten ein. Ich weiß nicht mehr, ob es an meiner semi tollen Stimmung lag oder was der Grund war, aber irgendwie fand ich das Einchecken schon kacke.
Wie immer stellte ich mich Abseits und Annemie und Udo stellten sich mitten in den Trubel. Nachdem ich meine Begrüßungsrunde gemacht hatte, fing ich noch an mein Vorzelt aufzubauen. Das klappte erstaunlich gut und war innerhalb einer halben Stunde erledigt. Ich wollte unbedingt noch die dappische Satschüssel ausprobieren, die ich bestellt hatte, damit die Kinder meiner Freundin Fernseh schauen konnten, wenn sie denn mal mitreisen würden. Ich schaute so gut wie keinen TV, wenn ich unterwegs war, weil mir dieses Satelitenschüsselthema für mich allein schon viel zu aufwendig ist. Ich nahm mir vor die Satschüssel am nächsten Morgen in Angriff zu nehmen und suchte die anderen. Ich traute meinen Augen nicht, die anderen versuchten möglichst viele Leute in einen Wohnwagen zu kriegen und Udo, der sonst am wenigsten von uns trank, mit einem fetten Pegel mittendrin. Die Hauptinitiatoren des Rekordversuches waren, waren Schlagerfans, also stellte ich mich nach draußen, schaute mir das Schauspiel ein bissl an und kurz bevor ich Ohrenkrebs bekam, drehte ich meine Rund um den Platz. Ich muss sagen, Er gefiel mir NICHT. Er war kacke konzipiert, es war schlammig, regnerisch, im Sanitätshaus, das ewig weit weg war, war es kalt und alles in allem war er genauso grau und piefig, wie man es sich nicht wünscht.
Mein Freundin sollte er zwei Tage später nachkommen, also trank ich nur noch ein paar Bierle mit Bekannten und legte mich pennen.
Ich wäre am liebsten gar nicht aufgestanden, als ich am nächsten Morgen vom Regen auf dem Camperdach geweckt wurde. Es war erst so gegen 9 und mit Annemie und Udo brauchte ich erst in ein paar Stunden zu rechnen. Also trank ich meinen Kaffee, bewunderte mein grandioses Vorzelt und unterhielt mich mir ein paar Leuten aus der Gruppe.
Irgendwann zwang ich mich, die Satschüssel auszupacken und aufzubauen. Ich hasse es, mich mit Satellitenschüsseln zu beschäftigen, denn man muss so extrem genau und feinfühlig sein und das bin ich grundsätzlich nicht. Irgendwann reißt mir dann der Geduldsfaden und ich möchte das Teil nur noch in die Tonne kloppen. Aus diesem Grunde hatte ich mir so eine super-duper halbautomatische Satschüssel gekauft, die piepste wenn man wenn man sie in die richtige Richtung drehte. Ich gab mein Bestes und brauchte im Gegensatz zu den 45 Sekunden um Tutorial Video kaum 90 Minuten, eh ich TV-Empfang hatte. Ich habe 90 Minuten an so einem Drecksteil im strömenden Regen rumgefummelt, um dann TV-Sender zu haben, die man eh nicht schauen wollte. Ich war bedient und zur Belohnung wollte ich mir ein Mittagsschläfchen gönnen. Als ich wieder aufwachte, probierte ich den TV nochmal aus und schwups hatte ich mal wieder keinen Empfang. Durch das Vorzelt konnte ich nicht sehen ob draußen was passiert war. Ich ließ einen frustrierten Brüller los und packte das TV-Gerät wieder weg.
Als ich nach draußen kam, sah ich was geschehen war. Mein Stellplatz Nachbar hatte sich genau neben meine Satschüssel gestellt und schirmte sie so ab. Ich seufzte und baute die Schüssel ab. Der Entschluss war gefasst, würden die Kids meiner Freundin jemals TV schauen wollen, dann würde ich ihnen den Link vom Video Tutorial schicken und den Koffer mit der Satschüssel in die Hand drücken und sie ermutigen ihr bestes zu versuchen. Ich würde das Teil jedenfalls nie mehr anpacken.
Der Tag blieb grau und regnerisch. In den Veranstaltungsraum kamen wir noch nicht, also blieb uns nur die Möglichkeit uns irgendwie rumzudrücken. Die Stimmung war dem Wetter entsprechend. Es wurde nicht wirklich viel gelacht, jeder saß in irgendeinem Vorzelt und laberte. Es entstand kein Gruppengefühl und so war es auch nicht verwunderlich, dass auch der Silvesterabend nicht halb so toll war wie im Jahr vorher, als wir in Köln allesamt die Nacht zum Tag gemacht hatten.
Am Neujahrsmorgen bekam ein Bekannter aus der Gruppe die Nachricht, dass sein Sohn ins Koma gefallen sei und in einer Klinik ca. 80 km von Bielefeld liegen würde. Er fuhr sofort ins Krankenhaus und ward den ganzen Tag nicht mehr gesehen. Das drückte die Stimmung logischerweise noch viel mehr.
Ursprünglich hatten wir geplant am 02.01. wieder heim zu fahren. Aber irgendwie hatte ich kein gutes Gefühl dabei, den Bekannten alleine zu lassen. Da er bei jemand anderem mitgepennt hatte, stellte ihm jemand seinen Wohnwagen zur Verfügung und wir beschlossen den Wohnwagen auf einen Campingplatz in der Nähe der Klinik zu ziehen. Ich erklärte mich bereit einen Tag länger zu bleiben und zu Kochen und ihn ein bissl abzulenken.
Der CP den wir rausgesucht hatten, war wirklich schön, direkt an der Weser und sehr entspannt. Ich richtete mich ein, ging einkaufen und irgendwann kam der Kumpel mit Höchstgeschwindigkeit auf den Platz gefahren und bremste mit einer Vollbremsung neben dem Wohnwagen und Herrn Joplin.
Das Gesicht eines Vaters dessen Sohn keine zwei Stunden vorher gestorben ist, werde ich nie wieder vergessen!
Machs gut da oben, Großer!
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