Definition “Knospe”
der jugendliche Zustand eines Sprosses
Der Winter war lang und grau genug und wir wollten endlich wieder Sonne, Frühling und raus. Dieses Verlangen nach Serotonin überkommt mich jedes Jahr am Ende des Winters, aber diesmal war es echt richtig schlimm damit.
Als die Wetterprognose ein erstes “nettes” Wochenende vorhersagen, buchten wir umgehend einen Platz auf dem CP in Rheinmünster. Wir wussten zwar nicht GENAU, wie gut es wirklich werden sollte, aber trotzdem packten wir die SUPs und die Landpaddleboards in Herrn Joplin.
Es war echt schön endlich nochmal mit Herrn Joplin unterwegs zu sein und ein verlängertes Wochenende zu genießen. Wir wollten angrillen, unsere Lieblingsserien schauen und es uns einfach gut gehen lassen.
Das Freizeitzentrum in Rheinmünster ist ein typisch deutscher Campingplatz. Mit Ruhezeiten von 13:00-15:00 von denen auch nicht nur für zwei Minuten abgewichen wird, auch wenn vor der Schranke 60 Leute stehen. Die Höchstgeschwindigkeit auf dem Platz beträgt 10 km/h und man wird beim CheckIn 3 mal darauf hingewiesen. Fand ich schon alles ein bissl doof und hätte der Platz nicht die Möglichkeit gehabt online zu buchen und hätten wir nicht einen Platz direkt am Ufer bekommen, dann wäre es möglich gewesen, dass ich mich umgedreht und mir was anderes gesucht hätte.
Wir ließen das CheckIn Prozedere über uns ergehen und ich fragte beim rausgehen interessiert wie hoch die Höchstgeschwindigkeit auf dem Platz denn wäre. 10 Gäste vor der Theke verstanden den Witz. 2 Leute hinter der Rezeption nicht.
Ich machte mir schon Sorgen, wenn sich der erste Eindruck vom Platz bestätigen würde, dann würde es definitiv nicht ein blödes Wochenende werden. Zumindest war das Wetter echt schön und unsere Uferplatz war wirklich Granate. Hier ließ es sich aushalten. Wir richteten uns ein und holten auch gleich die Boards raus. Das Wetter und der See waren einfach zu verlockend. Es war so wenig los, dass es auch nicht schlimm war, wenn man wie eine mit dem Tannenbaumtrichter in die Neoprenpelle geschossene Presswurst aussah, nachdem wir die Boards aufgepumpt hatten und in die Neos stiegen.
Wir brachten unsere Jahresanpaddeln hinter uns und zogen unsere Kreise auf dem kleinen aber hübschen See. Das Wetter war wirklich gut und bald fing ich an zu schwitzen und zog die Neoprenpelle aus. Natürlich wollte ich das neue Board meiner Freundin ebenfalls probieren und machte ebenso natürlich ohne Neoprenanzug gleich den Abgang von ihrem für mich deutlich unterdimensionierten SUP. 16 Grad kaltes Wasser fand ich dann doch ein wenig frisch, aber da musste ich jetzt durch.
Der Platz war eindeutig nicht so schlimm, wie der Checkin, auch wenn ich mir gar nicht erst vorstellen wollte wie er in der Hauptsaison ist. Es war aber super schön bei knapp 20 Grad vor Herrn Joplin am See zu sitzen und der Natur zuzuschauen, wie sie in Richtung Frühling ausschlug. Die Bäume waren noch kahl hatten aber schon den ersten grünen Schimmer, wegen der jungen Triebe, die ersten Frühlingsblumen standen rum und auch die Insekten wurden wieder aktiver. Klischeehafter konnte ein Frühlingstag einfach nicht sein.
Der Abend war mit Quatschen, Angrillen und einem Bierchen im Petroleumlampenschein einfach herrlich.
Am nächsten Tag machten wir einfach genauso weiter. Wir genossen das Wetter und den See, lachten über die Mitcamper die mehr und mehr in Wallung kamen, je näher es Richtung 13 Uhr und Mittagspause ging und sie sich nicht mehr bewegen durften.
Ich mag diesen Mikrokosmos “Campingplatz” ab und zu. Er lässt mich immer wieder erahnen, dass ich nicht Derjenige bin, der den größten Schaden hat.
Als SUP-Revier war der See eher so …naja. Zum planschen mit den Boards war er super, speziell wenn wir man mit den Kids hinfahren würden. Um wirklich mal ein Stück zu paddeln, war der See nicht so geeignet, dafür war er einfach zu klein.
Etwas das wirklich unterirdisch in Rheinmünster war, das war das Restaurant am Platz. Es war wirklich gut besucht, aber qualitativ sehr sehr weit unten. Ich habe SELTEN ein solch schlechtes Steak gegessen wie dort. Nachdem wir Teile unseres Essens runtergewürgt hatten gingen wir in die Kneipe am Platz und ließen den Abend und das Wochenende mit ein paar Getränken und einer Abalone-Schlacht ausklingen.
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