Definition “Orientierungsstörung”
eine vorübergehende oder dauerhafte Beeinträchtigung des Erkennens bzw. Verstehens der momentanen Lebens- und Ereignissituation
Nach der Rückkehr aus Frankreich hatte ich erstmal genug und musste mich ein bissl um die Geschicke daheim kümmern.
Meine Freunde und ich beschlossen kurzfristig ein Wochenende wegzufahren. Sie bot sich an, sich um den Campingplatz zu kümmern. Wir wollten eine Runde wandern gehen und deswegen nicht irgendwo Wildstehen sondern an einem Platz, wo man nach der Wanderung Campingverhalten an den Tag legen konnte. Sie wählte einen Platz in Trippstadt in der Pfalz, mit einem kleinen See und mitten in der Natur. Also alles in allem Ideal für unser Vorhaben.
Das Wetter war für Juli nicht so wirklich toll, als wir ankamen, aber das konnte unsere Stimmung nicht wirklich vermiesen. Wir waren gut drauf und richteten uns ein. Wir standen direkt am See oder besser ausgedrückt am Teich oder Tümpel, denn einen See stelle ich mir irgendwie anders vor. SUP konnte man hier jedenfalls vergessen, denn dann hätte man sich wirklich anstrengen müssen, um mit dem Board so enge Kreise zu fahren.
Eigentlich wollten wir abends grillen, aber auf dem CP fand eine Veranstaltung statt und dort wurden Hähnchen gegrillt, die herrlich dufteten. Mit dem Moment, an dem ich den Platz betrat lief mir das Wasser im Mund zusammen und somit war klar, dass das Grillen auf den nächsten Tag verschoben würde.
Der Abend war noch ganz lustig, Volksmusik, Hähnchen und frisch gezapftes Bier. Mehr kann man eigentlich nicht verlangen. Wir gehörten zu den jüngsten 3% und wurden leicht schräg angeguckt, weil wir so einen Spaß hatten. Wir wollten nicht bis Ultimo machen, denn am nächsten Tag war ja unsere Wanderung geplant. Wobei es eigentlich gar keine Planung gab. Wir wollten einfach drauf losgehen und so nach ein paar Kilometern schauen, dass wir wieder in Richtung Campingplatz kommen. Hatte ja mein grandioses Outdoor-Wandernavi dabei und fühlte mich eigentlich safe.
Nach dem nicht so frühen Aufstehen und dem ausgiebigen Frühstück machten wir uns am späten Vormittag auf den Weg. Das Wetter war eigentlich perfekt, warm, aber nicht zu warm, nicht zu sonnig, kein Regen….Das Navi war am Start und ich hatte auch so etwas wie eine Rundtour einprogrammiert, die so knappe 10 km lang sein sollte. Wir gingen los und es war echt nett, am Rand des kleinen Ortes entlang. Alles funktionierte und wir hatten hier und da eine schöne Aussicht.
Dann kam der Wald und damit die Orientierungslosigkeit. Das Navi funktionierte anfangs zumindest ab und zu mal ein bisschen, aber je weiter wir gingen, desto größer wurden die Aussetzer. Anstatt einfach wieder umzudrehen, gingen wir clevererweise weiter, bis wir gar keinen Schimmer mehr hatten, wo wir waren.
Nun muss man sagen, dass im Pfälzer Wald der Mobilfunkempfang eher dürftig ist und so konnten wir auch nicht auf Maps zurückgreifen. Wir gingen an nicht sehr bewohnten Dörfern vorbei und irgendwann meldete sich mein Granaten-Navi wieder, dass es Empfang hat. Wir waren schon Stunden unterwegs und als wir im Navi sahen, dass der Weg zum Campingplatz 12 Kilometer sein sollten, setzten wir uns fast auf den Arsch. Wasser oder ähnliches hatten wir nicht dabei, aber dafür hatten wir so richtig keine Lust mehr. Wir beschlossen eine Straße die laut Straßenschildern nach Trippstadt führen sollte, nicht mehr aus den Augen zu lassen. Der Weg zurück war WIRKLICH mühsam, wir hatten Schmerzen, wir hatten Durst, wir hatten eine Kack-Laune!
Wir nahmen den ersten Eingang des Campingplatz und schleppten uns an den Dauercampern vorbei, die uns mitleidig anschauten. An Herrn Joplin angekommen ließen wir uns wortlos auf die Stühle fallen und ich leerte erstmal ein Bier in einem Zug….ok es waren zwei Bier, die ich weg-exte.
So langsam kamen unsere Lebensgeister wieder, aber nach dieser (geschätzt) 25 km Wanderung blieb unserer Stöhnen bei jeder Bewegung. Mittlerweile konnten wir aber schon wieder über unsere Unfähigkeit lachen und mit jedem neuen Stöhnen musste einer von uns Kichern.
Wir grillten (im sitzen), packten uns warm ein und genossen den frischen Abend vor Herrn Joplin. Es war herrlich so schön kaputt zu sein und dabei zu wissen, dass der weitere Aktionsradius weniger als 10 Meter sein würde.
Der Betreiber des Campingplatzes war Hobby-Vertragshändler und den Sonntag Vormittag verbrachten wir damit in Birkenstocks Wohnwagen zu besichtigen. Wir hatten keinen Stress wegen der Abfahrt, denn der Betreiber sagte, dass es kein Problem sei, auch wenn wir erst nachmittags fahren würden. Wir beschlossen noch essen zu gehen und das war wirklich eine Zeitreise. Mit dem ersten Schritt in das Restaurant des Campingplatzes wurden wir in die 80er katapultiert….Architektur, Deko, Kleidung der Angestellten, Speisekarte waren so Eighties, dass es uns nicht gewundert hätte, wenn uns kurzfristig eine Vokuhila-Frisur gewachsen wäre. Wir lachten viel auch über die Deko Radieschen-Blumen und Pfirsichschnitten auf unseren Tellern. Es war wirklich lecker, aber völlig oldstyled.
Wir fuhren langsam zurück und hatten viel zu schwätzen und zu lachen, obwohl es ja eigentlich nur ein Wochenendtrip war.
Wichtigstes Fazit des Trips: Das Outdoor-Wandernavi von Falk ist der größte Müll, den man sich anschaffen kann.
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