Definition “Abschiedsschmerz”

großer Kummer, tiefe Traurigkeit über eine Trennung, den Abschied von jemandem/etwas

Es ist vorbei, Schmeling muss gehen…

Vor dem Hintergrund, wie wenig man hier über Schmeling meinen als Neuwagen gekauften Kastenwagen gelesen hat, kann man schon darauf kommen, dass es nicht die ganz große Liebe war. But long Story short:

Ich muss es zugeben, ich habe mich durch die sozialen Medien beeinflussen lassen. Die ganzen coolen Dudettes und Dudes, die in Ihren Vans rumcruisen und diese Kastenwagen als das Ultimative darstellen. Ich war ja schon ein paar Jahre unterwegs und mir war schon klar, dass es bei weitem nicht so romantisch ist, wie es in der Bubble dargestellt wird, aber irgendwas mussten die Dinger ja haben und schließlich hatte ich es ja auch geliebt, mit Bernd, meinem ersten Van unterwegs zu sein. Also machte ich mich ein bissl schlau, entschied mich für ein Modell, dass ich haben wollte und kaufte es schließlich in einer spontanen Hauruck-Aktion! Neu! SUPER IDEE!

 Schmeling war ein Peugeot Boxer (was den Namen erklärt) und fuhr sich wirklich super. Aber der Tempomat funktionierte plötzlich nicht mehr, die Rückfahrscheinwerfer funzten nicht, nachdem ich meine Lithium einbaute, entlud er während der Fahrt die Aufbaubatterie…und das waren erst die ersten drei Tage.

Ich ärgerte mich schwarz und diesen Ärger konnte er nie mehr wettmachen. Mich nervte es, dass ich mir Gedanken darüber machen musste, welchen Radträger man nutzen kann im Kastenwagen (LAS 260 sehr zum empfehlen), um den Stauraum mit einer Box zu vergrößern (was meine eigentliche Vorgabe von max 6 Meter in die Tonne kloppte), warum das Wasser im Wassertank gefriert, obwohl es im innern mindestens 20 Grad hat, ob ich lieber aufgrund der Schräglage scheiße schlafe oder mir Bluthochdruck antue, weil ich die Auffahrkeile rauskramen muss. 

Er fuhr super, war echt sparsam und hatte alles, was man brauchte, außer Platz! Ich hasste es bei schlechtem Wetter auf dem umgedrehten Fahrersitz zu hocken, ich hasste es, dass man 6 Sachen rauskramen musste, um an eine Sache ranzukommen, ich hasste es, dass man in Teilen des Autos nur seitwärts gehen konnte…kurzum ich war zu uncool und zu dick für einen Van! 

Unter diesen negativen Vorzeichen war ich echt viel mit ihm unterwegs, soweit das mit Covid möglich war. Ich mochte ihn nicht und er mochte mich nicht, was wir uns auch ständig zeigten. Er verteilte mir Kopfnüsse und Schürfwunden und ich machte ihn schlecht, wann immer ich es konnte. 

 

So ging es mit Karl los…

Irgendwann suchte ich für einen Freund ein Wohnmobil im Internet und dabei wurde mir ein Auto angezeigt, bei dem ich dachte: Geil! Es war ein alter Sprinter (BJ 1997) mit Carthago Aufbau…Hecksitzgruppe und riesiger Heckgarage darunter. Sehr hoch, sehr breit, aber nur 6 Meter lang. So stellte ich mir das perfekte Reisemobil vor. Aber ich beschäftigte mich zu dem Zeitpunkt nicht weiter damit, da ich ja erst weit über 50k für den Kasten ausgegeben hatte und der geforderte Preis mir zu hoch erschien. 

Dieses Fahrzeug wurde mir fortan ständig angezeigt, der geforderte Preis wurde vom Verkäufer deutlich gesenkt und irgendwann sagte meine viel bessere Hälfte, dass ich ihn mir doch endlich anschauen solle. Schließlich würde es mir eh keine Ruhe lassen und Schmeling würde mich ja auch sowieso nerven.  

Problem war allerdings der Standort des Womos (einmal diagonal durch Deutschland). Was sich teilweise löste, als wir in den Herbstferien eine Woche im Münsterland verbringen wollten. Freunde von mir waren ebenfalls dort mit ihrem Wohnwagen und Marco meinte, dass wir uns das Womo anschauen sollten, schließlich hätten wir ja schon die Hälfte der Kilometer erledigt (waren aber immer noch gute 300 km)  und da unsere Ladies eh etwas mit den Kids basteln wollten, machten wir uns schließlich auf den Weg. 

Hoch im Osten, wo die Sonne aufgeht… 

Marco und ich kamen schließlich am dunklen Teil vom Ars.. der Welt an. Als sich das Tor öffnete, war mir eigentlich schon klar: “Wenn der jetzt nicht von innen komplett kacke ist, dann wird das meiner!”  

Er war nicht komplett kacke, natürlich gab es hier und da ein paar Kleinigkeiten, aber alles in allem nichts Wildes. Er war einfach hoch, breit und von innen riesig. Ich hätte mir vorher nie vorstellen können, dass ein 6m-Fahrzeug so groß von innen sein kann. 

Nach zähen Verhandlungen mit einem etwas anstrengenden Verkäufer, holte ich ihn schließlich kurze Zeit später ab. Auf dem langen Trip heim konnte ich in den Kasseler Bergen testen, was das Womo alles kann und ich war wirklich beeindruckt. Gut, als ich schließlich angekommen bin und getankt habe, war ich dann auch beeindruckt, denn ich hatte ihn so getrieben, dass er einen Verbrauch von fast 16 Litern hatte. 

Aber endlich hatte ich wieder ein altes Wohnmobil, was einfach viel besser zum leicht verranzten meiner Selbst passt. 

Schmeling verkaufte ich…mit Verlust, aber wenigstens hatte ich das dappische Teil von der Backe! 

Das ist Karl…

 Das Basisfahrzeug: 

Mercedes Sprinter 312D, Baujahr 1997,  

Er hat den sahnigen 5 Zylinder Motor, der zwar nicht sehr sparsam, k(ein) Sprinter, aber wirklich ein Ochse ist und bei einem Minimum an Pflege niemals kaputt geht. Rost-Technisch steht er wirklich gut dar. 

Das Fahrwerk ist mit dem großen Aufbau natürlich hart an der Grenze der Belastbaren, es wurde zur Unterstützung eine hintere Luftfederung nachgerüstet. 

Der Aufbau: 

Carthago Mondial 36r. 

Im Jahre 1997 war Carthago noch mehr Manufactur, als Serienhersteller (Produktion <500 Fahrzeuge pro Jahr) und das merkt man Karl auch einfach an. Alles, wirklich ALLES, ist sehr massiv und wertig gebaut.  

Karl hat einen durchgehenden Doppelboden mit innenliegenden Tanks, was ihn absolut winterfest macht und einen unglaublichen Stauraum bietet.  

A pro pos Stauraum, die große Heckgarage ist nicht wie üblich von maximal 2 Seiten zugänglich, sondern von drei Seiten, was ich heute nicht mehr missen möchte. Der Kleiderschrank ist für ein Wohnmobil echt groß und die sonstigen Schränke groß und ausreichend.

 Die Küche ist funktional, mit allem was man braucht. Ich hätte mir eine leicht andere Schrankaufteilung gewünscht, aber man kann nicht alles haben. 

Die Hecksitzgruppe ist einfach ein Traum. Hier kann man tatsächlich essen, arbeiten, sich fläzen und ein Nickerchen machen. 

 Der Alkoven ist groß und das Bett mit 220*140cm VÖLLIGST ausreichend.

 Das Bad hat eine separate Dusche, die annähernd so groß ist, wie eine Standarddusche in einem Steinhaus. Jedenfalls ist die Dusche groß genug, um zu zweit darin duschen zu können (getestet). Der Rest vom Bad ist Standard mit genug Stauraum. Das beste ist, dass man wirklich einfach mal schnell duschen kann, ohne viel wegräumen zu müssen. Die Belüftung des Bades ist ideal mit einem Fenster und einer Dachluke. Nach dem Duschen macht man eine viertel Stunde die Luken auf, wischt kurz durch die Duschtasse…feddich!

 So fährt er sich….

 Ich würde es so ausdrücken: Das Fahrgefühl gefällt einem Trucker sicher besser, als einem Großstadt-Sportwagen-Poser! Er fühlt sich einfach schwer an, er wankt und ist windanfällig. Er ist wie ein Ochse, nicht sehr elegant, nicht sehr genügsam, aber er stampft sich stoisch durch die Welt.

 All das war mir aber vorher bewusst! Da man nicht Fahrzeugbau studiert haben muss, um zu begreifen, dass so ein großer Aufbau, in Kombination mit einem kurzen Radstand, keine fahrdynamischen Wunder erwarten lässt.

 Aber ich mag es sehr, mit ihm zu fahren. Er ist gemütlich, trotzdem schnell genug, um LKW in Schach zu halten und stark genug, um über die Berge zu kommen. Man muss einfach die Höhe und Breite beachten, da man deswegen nicht alle Strecken fahren kann.

 Dazu kommt, dass ich noch in keinem Wohnmobil/Camper so gut gesessen habe, wie in diesem Oldie!

 Ich mag Karl!